Stadtgeschichte

Die Geschichte der Stadt Grünberg

Ende des 12. Jahrhunderts gründete Landgraf Ludwig III. von Thüringen Grünberg, um seinen Besitz im Süden gegen die feindlichen Mainzer Erzbischöfe zu schützen. Grünberg befindet sich auf einem Plateau, das an drei Seiten steil abfällt; strategisch sehr günstig. 1186 wird die Burg Grünberg zum ersten Mal in einer Urkunde genannt.

1195 zerstörten Mainzer Truppen die Anlage. Die Burg wurde schnell wieder aufgebaut und dabei hat man von vornherein eine größere, umgebende Stadt geplant. Schon im Jahr 1222 stellt das Gericht der Stadt Grünberg Urkunden aus und verwendete ein Siegel, das dem des Landgrafen ähnelte. Innerhalb der Stadtmauer lag die landgräfliche Burg nahe dem steilen Südhang. Die bürgerlichen Wohnbezirke schlossen sich daran an. Im relativ ungeschützten Norden befanden sich die Klöster. Wollte jemand die Stadt angreifen, hätte er diese zuerst zerstören müssen. Das jedoch zog unweigerlich den Kirchenbann nach sich.

Das Antoniterkloster war eines der ältesten und wichtigsten, ihm unterstanden ganz Nord- und Ostdeutschland. Es muss Anfang des 12. Jahrhunderts gegründet worden sein. Etwas später ließen sich auch die Franziskaner hier nieder.

Schon 1230 war Grünberg Münzstätte und 1254 trat Grünberg zusammen mit heute viel größeren Orten wie Marburg oder Alsfeld dem "Rheinischen Städtebund" bei.

Am 16. Oktober 1272 stellt der hessische Landgraf Heinrich I. den Grünbergern einen Freiheitsbrief aus, der ihre städtischen Rechte bestätigte. Er verlieh allen Bürgern die Freizügigkeit und unterstellte sie unmittelbar seiner Gerichtsbarkeit.

Die Stadt wuchs. Ende des 13. Jahrhunderts wurde die gotische Marienkirche errichtet, deren Vorbild die Marbuerger Elisabethkirche war. Erstmals 1304 wird die Neustadt genannt, die vor der Stadtmauer lag. 1324 baute man eine neue Wehrmauer, die auch die Neustadt umschloss. 1353 weihte die Stadt die erste Schule ein.

Bürgerfleiß war sicherlich eine Wurzel des städtischen Reichtums. Wichtiger war jedoch die Lage an einem der großen Handelswege von Frankfurt nach Mitteldeutschland: die kurzen Hessen oder die Hohe Straße.

Zwei große Brände verwüsteten 1370 und 1391 fast die ganze Stadt. Mit landgräflicher Unterstützung ging der Wiederaufbau recht schnell voran. Allerdings erlangte Grünberg nicht mehr seine alte Bedeutung.

Trotzdem ließ die Stadt 1419 eine zentrale Wasserversorgung errichten, für die damals modernste Technologie eingesetzt wurde. Aus dem 60 m tiefen Brunnental wurde Quellwasser mechanisch auf den Berg gepumpt. Kaiser Friedrich III stiftete 1481 der Stadt einen alljährlichen Markt, der acht Tage dauern sollte. Er wurde auf den 16. Oktober, den Gallus-Tag gelegt, um an den Tag zu erinnern, an dem die Stadt 1272 den Freiheitsbrief erhielt. Bis heute wird der Gallusmarkt jedes Jahr mit großer Begeisterung gefeiert.

Auch Grünberg wurde zwischen 1524 und 1527 lutherisch und der Landgraf löste die Klöster auf. Das Antoniterkloster ließ er als Witwensitz umbauen und die Länderein erhielt die Landesuniversität. Das Augustinerinnenkloster wurde städtisches Hospital.

Zur gleichen Zeit stellt die Stadt zwei weitere Lehrer für die Schule ein und auch die Mädchen erhielten jetzt Elementarunterricht.

1593 lebten 432 Vollbürger in der Stadt; nach dem Dreißigjährigen Krieg und einer Pestepidemie waren es nur noch 220. Der städtische Rat ließ damals über 100 leerstehende Häuser abreissen.

Nur langsam erholte sich die Stadt. Da sich auch die politischen und wirtschaftlichen Zentren verlagert hatten, entwickelte sich Grünberg zu einer Ackerbürgerstadt, wie sie für Oberhessen typisch ist. Die Friedhofskirche, ein Barockbau des frühen 18. Jahrhunderts, zeigt dies deutlich. Als 1816 die gotische Kirche einstürzte, konnte die Stadt erst 1846 mit dem Neubau beginnen. Kluge Politik hatte in dieser Zeit bewirkt, dass sich die Schulden innerhalb von 20 Jahren halbiert hatten.

Erst im fortschreitenden 19. Jahrhundert gewann Grünberg wieder seine alte Bedeutung; eine Zeitlang war es Kreisstadt. Jetzt war die wirtschaftliche Grundlage nicht mehr die Lage an einer bedeutenden Handelsstraße, sondern das örtliche Handwerk, besonders Weber und Schuster. 1869 war Grünberg an das Eisenbahnnetz angeschlossen und Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich die ersten Textilfabrikanten hier an.

Städtische Bauvorhaben waren besonders eine moderne Wasserversorgung mit Hausanschlüssen im Jahr 1896 und ein Stromnetz, das 1913 elektrisches Licht brennen ließ.

In den folgenden Jahrzehneten entstanden weitere kommunale Einrichtungen wie Schulgebäude und ein öffentliches Schwimmbad. Die Baustruktur blieb weitgehend erhalten, erst zwei Bombenangriffe zerstörten 1945 zahlreiche Gebäude und töteten 150 Einwohner.

Da nach dem Krieg über 800 Flüchtlinge in die Gemeinde zu integrieren waren, wurde schnellstmöglich Wohnraum geschaffen. Bald kamen Industriebetriebe dazu.

Seit 1969 wird die Grünberger Altstadt mit ihren wundervollen Fachwerkhäusern umfassend saniert. Heute ist die ein Wohn- und Einkaufsort auf dem grünen Berg, dessen geschlossenes Stadtbild jeden beeindruckt.

Seit 1983 ist Grünberg staatlich anerkannter Luftkurort. Schon 1845 schrieb der Chronist Carl Glaser:" Die Luft in unserer Stadt ist rein. Von Epidemien weiß man hier seit Jahren nichts. Hier in Grünberg ist die Luft rau aber herzlich."

Grünberg ist eine Großgemeinde mit ca. 14.700 Einwohnern, die aus einer Kernstadt und 13 weiteren Gemeinden besteht. Zu dieser Großgemeinde gehören Beltershain, Göbelnrod, Harbach, Klein-Eichen, Lardenbach, Lehnheim, Lumda, Queckborn, Reinhardshain, Stangenrod, Stockhausen, Weickartshain und Weitershain.

Die Grünberger Bürgermeister ab 1872:

1872-1893

Christian Pracht

1894-1912

[Heinrich II]  Zimmer

1912-1.11.1924

Kaspar Ranft

1925-1928

Karl Georg Jöckel

10.01.1929-1930

Karl Keller (Beigeordneter)

1.1.1931-1935

Dr. Kurt Adalbert Ernst Mildner (FDP)

1.2.1935-1937

Heinz Wagner

1.6.1937

Wilhelm Albach (Beigeordneter)

(10.3.1938) -1939

Jakob Krämer

4.7.1939-1945

Hans König (während des Kriegsdienstes des Bürgermeisters: Friedel Hofmann, Beigeordneter)

1945

Gilbert Just (eingesetzt von der amerikanischen Militärregierung)

28.3.1945-14.9.1945

Karl Keller

14.9.1945-14.2.1946

Georg Schneider

4.3.1946-1946

Hermann Magel (gewählt, aber nicht ernannt)

8.3.1946-1.9.1946

Gilbert Just

1.9./22.11.1946-7.7. 1948

Christian Bück (Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei)

7.7.1948-1973

Karl Anschütz (parteilos)

1.4.1973-31.1.1980

Gerulf Herzog (CDU)

1.2.1980-2004

Siegbert Damaschke (CDU)

2004-31.1.2022

Frank Ide (FWG)

1.2.2022-

Marcel Schlosser (CDU)